
FH Campus Wieselburg erforscht das Thema Coworking – Präsentation am 29. September 2016
Eisenstraße. Insgesamt wurden knappe 160 Personen aus der Zielgruppe „Coworking im ländlichen Raum“ von wissenschaftlichen Mitarbeitern des FH Campus Wieselburg (Austrian Marketing University) befragt. Am Montag, den 29. August wurden die Ergebnisse der Studie in offiziellem Rahmen vor Bürgermeistern und zukünftigen Betreibern der Coworking Space Standorte präsentiert. Die Erforschung der Arbeitsraum für junge Unternehmer ist ein wesentlicher Teil im LEADER-Projekt „Coworking Eisenstraße“. Dieses Projekt zum Aufbau eines Netzwerkes von Gemeinschaftsbüros für junge Dienstleister im Städte-Dreieck Waidhofen an der Ybbs, Wieselburg und Scheibbs wird gefördert durch Mittel von Land und Europäischer Union. Das Angebot „Arbeitsplatz im Coworking Space“ soll mit einem Gesamtpreis von netto € 240,- pro Monat (inkl. Strom, Heizung, Internet, Grundreinigung,…) eine gute Möglichkeit für Gründer, Selbständige und Rückkehrer sein.
Ergebnispräsentation
Die Motivstudie, präsentiert durch die wissenschaftliche FH-Mitarbeiterin Mariella Pfannenstill, konnte viele interessante Details zu Tage befördern und Vermutungen bestätigen. So haben die ausgewählten Zielgruppenvertreter (Dienstleister rund um die drei Regionszentren) beinahe einstimmig geäußert, dass eine komplette Büroinfrastruktur das Wichtigste für den Einzug in einen Coworking Space sei. Die größte Konkurrenz für das Gemeinschaftsbüro ist immer noch das Heimbüro, weil quasi kostenfrei.
Im Vergleich der drei Regionszentren zeigen Waidhofen und Wieselburg, zumindest in der Anzahl der möglichen Coworker, ein sehr großes Potential zum Erfolg für einen Coworking Space. Für den Pionier-Standort „Coworking Neubruck“ bei Scheibbs, welcher seit Februar 2016 mit drei Arbeitsplätzen belegt ist, bestätigt die Erhebung eine deutlich geringere Anzahl an Kleinunternehmern, für welche ein Coworking Space geeignet wäre.
Diskussion und Auswertung
Auch wenn das neudeutsche Wort „Coworking“ etwas sperrig sei, es drücke mehr aus als nur ein Gemeinschaftsbüro zu sein. „Es ist eine Philosophie-Frage, soziale Interaktion ist das Wichtigste für einen funktionierenden Coworking Space. Es hängt eben stark von den Personen ab, wie sie ihre Co-Arbeit gestalten“, sagt Eisenstraße Obmann Abg.z.NR. Andreas Hanger. Das Prinzip „Coworking“ müsse noch stärker kommuniziert werden. Außerdem sei auch zu bemerken, dass es eine österreichische Erfindung vor bereits 15 Jahren gewesen sei. „Coworking ist eine Kulturfrage“, bestätigt Studiengangsleiterin Dr. Astin Malschinger. Aus eigenen Beobachtungen weiß sie, dass „die Durchmischung von unterschiedlichen Fachgebieten immer fruchtbar ist, weil sie gegenseitige Unterstützung, Kooperationen und mehr Kreativität fördert“.
Auf Anfrage des zukünftigen Coworking Space Betreibers Dir. Hannes Scheuchelbauer (Volksbank Ötscherland, Wieselburg) bezüglich der Repräsentativität wird ergänzt, dass die Erhebung sehr gut zur Ablesung von Entwicklungstrends dient.
Bgm. Günther Leichtfried (Wieselburg) sagt, „Wieselburg muss sich als Wirtschaftsstandort zwischen Amstetten und St.Pölten bewähren“, daher sei das Angebot eines Coworking Spaces durchaus wichtig am Standort Wieselburg.
„Coworking ist ja eigentlich ein städtisches Phänomen“, sagt Projektmanager Joseph Hofmarcher. In urbanen Zentren sei eine höhere Bevölkerungsdichte vorhanden, und Arbeitsräume mit sozialen Interaktionsmöglichkeiten würden dort aus einem räumlichen Bedürfnis heraus entstehen. „Für den ländlichen Raum sind wir überzeugt, dass wir mit Coworking Spaces langfristig auch Studien-Rückkehrern als Gründer (Familie, Firma,…) zurückgewinnen können.“ Damit würden die Eisenstraße-Standorte eine „kulturelle Urbanisierung“ der ländlichen Region begünstigen.
Themenfeldsprecher Thomas Wagner bestätigt den Aspekt des Bedarfs an flexiblen Arbeitsräumen: „Die Kreativwirtschaft existiert in ländlichen Regionen“, den Großbetrieben und auch der Bevölkerung sei das nicht bewusst, „das ist nur noch nicht in allen Köpfen angekommen.“
Wie geht’s weiter?
Eine Informationsveranstaltung „Coworking Wieselburg“ mit Expertenbericht ist für November im Gebäude der Volksbank im Stadtzentrum geplant. Dort wird voraussichtlich ab Jänner 2017 im letzten Obergeschoss ein Coworking Space mit 5 Arbeitsplätzen bezugsfertig sein. Wenn größerer Bedarf erkennbar ist, können bis zu 14 Plätze geschaffen werden.
„Coworking Waidhofen“ im Stadtteil Zell an der Ybbs wird für mindestens 8 Arbeitsplätze ab 1. März 2017 bezugsfertig sein.
Steinakirchen am Forst hegt Ambitionen, dort einen vierten Coworking Space einzurichten, mit dem Schwerpunkt Büroarbeitsplätze und Therapieräume. Ein Gebäude im Ortskern ist bereits in Aussicht.
„Coworking Neubruck“ hat nun im September den ersten Sommerfrische-Coworker für 4 Wochen. Von 9. Oktober bis 12. Dezember werden in den Coworking-Räumlichkeiten die besten Arbeiten von Scheibbser Industriedesigner Clemens Auer ausgestellt. Die Vernissage dafür findet am Freitag, 14.10. (Save the Date!)